BNE-Seminar „Genug für alle für immer“
Menschen zu nachhaltigen Lebensstilen zu bewegen, ist ein Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Im Seminar „Genug für alle für immer“ wurde die Thematik aus einer sozial-ökologischen Gesamtsicht betrachtet. Der gemeinsame Tag sollte Multiplikator*innen stärken, Bildung unter dem Blickwinkel der „Großen Transformation“ zu sehen. Das Seminar fand am 25. Januar 2018 im Rahmen der bayernweiten Mitmachaktion „KunstWerkZukunft – Natürlich nachhaltige Lebensstile“ als Auftaktveranstaltung im Ökologischen Bildungszentrum für Träger des Qualitätssiegels Umweltbildung.Bayern statt. Veranstaltet wurde es vom Trägerteam Ökoprojekt MobilSpiel e.V., MUZ e.V. im Ökologischen Bildungszentrum München und Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck, KJR München-Land in Kooperation u.a. mit der ANU Bayern e.V. und gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Impulse für ein ganzheitliches Verständnis
Nach der Begrüßung der Teilnehmer*innen sowie dem Dank an Dr. Christoph Goppel und Carmen Schnaidt für die Förderung des Seminars durch das Bayerische Staats-ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz startete Ilona Böttger mit Impulsen zu drei unterschiedlichen Schwerpunkten in das ambitionierte Tagesprogramm: „Politisches Engagement – Demokratie fördern„, lautete der Input von Rossana Noe vom Münchner Verein Commit. Jean-Philippe Baum vom Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland setzte Impulse zum Thema “Anders Wirtschaften – Werte, Rahmen und Lernorte“. Um „Regionale Netzwerke und Bildungslandschaften“ ging es Franz Galler, vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Bayern aus Ainring im Chiemgau. Die Impulse sollten zum ganzheitlichen Verständnis von BNE im Kontext der Großen Transformation und zur Förderung von nachhaltigen Lebensstilen bei verschied-enen Zielgruppen dienen.
Politisches Engagement – Demokratie fördern
Visionen für die Bildungsarbeit
Im Gruppendelphie kreieren die Teilnehmer*innen zahlreiche Ideen
Visionen und konkrete Schritte zu den drei Themengebieten für die konkrete Bildungsarbeit erarbeiten – so lautete der Arbeitsauftrag, den Ilona Böttger den Teilneher*innen nach den drei Impulsen vorstellte. Die drei Impulsgeber moderierten jeweils die Arbeitsgruppen zu ihrem Thema: zu politischem Engagement, anderem Wirtschaften sowie Netzwerken und Bildungslandschaften. Nach der Arbeitsmethode des Gruppendelphie teilten sich die Teilnehmer*innen des Seminars in einem rotierenden Verfahren in drei Arbeitsgruppen zu je einem Schwerpunkt ein. In jeder Themengruppe befanden sich zwei Pinnwände mit je einer Leitfrage, und zwar zum jeweiligen Thema zum einen Visionen zu skizzieren und zum anderen konkrete Maßnahmen und Schritte zu entwickeln, um die Visionen umzusetzen. 15 Minuten hatten die Teilnehmer*innen Zeit sich, mit Hilfe des Moderators, mit der jeweiligen Fragestellung in der Gruppe auseinanderzusetzen, Gedanken und Erfahrungen aller an den Pinnwänden zusammenzutragen und miteinander zu diskutieren. Nach 15 Minuten wechselten die Teilnehmer*innen innerhalb der Gruppe, um am Thema und an den Pinnwänden der vorangegangenen Gruppe weiterzuarbeiten. Es gab insgesamt vier Wechsel. So konnte jede*r jeweils zu zwei der Themen mit seinen jeweiligen Fragestellungen seine Gedanken äußern. Es entstanden lebhafte Diskussionen und ein großes Sammelsurium an Ideen, Visionen und konkreten Maßnahmen. Die Essenz des auf den Pinnwänden entstandenen Potpourris fasste die jeweilige Gruppe im Anschluss an die Arbeitsphasen auf „Wolken“ zusammen, die gut sichtbar für alle an die Pinnwände geheftet wurden.
Die Ergebnisse der Wolken im Einzelnen:
Werte-Werkstatt
Die Teilnehmer*innen probieren motivierende Methoden aus
Nach einer verdienten Mittagspause ging es für die Seminarteilnehmer*innen in die Nachmittagsrunde, in der sie nochmals in Aktion treten durften. Rainer Schwarzmeier, Referent für Bildungsarbeit zu Globalem Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung vom EPIZ Reutlingen, lud sie ein, Methoden der BNE und des Globalen Lernens auszuprobieren. Während alle in einem großen Kreis saßen, teilte er als erstes Fotos mit Szenen aus verschiedenen Ländern auf dem Fußboden aus. „Die Bilder schlagen Brücken“, erklärt er, lässt jede*n ein Foto aussuchen und in Gruppen erzählen, was er oder sie damit verbindet und welchen Bezug es zur eigenen Lebenswelt hat. „Lernende werden so in ihrem Kontext abgeholt.“ Da die nachhaltige Entwicklung, zu der auch das Globale Lernen gehört, so ein komplexes Thema sei und alles mit allem zu tun habe, müsse man aufpassen, dass die Lernenden nicht resignieren. Daher müsse eine reelle Verbindung zur eigenen Lebenswelt hergestellt werden, zum Beispiel mit solchen Bildern.
Danach stellt er die Wertewerkstatt vor, die anhand von Gläsern, die mit Murmeln gefüllt werden, die Gruppe bewerten lässt, welche Werte ihnen wichtig sind. In diesem Zusammenhang ermahnte er zum Kontroversitätsgebot: „Wir befähigen die Kinder und Jugendlichen, eine eigene Meinung zu bilden“, so Schwarzmeier. „Unsere“ Meinung sei daher immer deutlich zu kennzeichnen und es müsse auch akzeptiert werden, dass die Teilnehmer*innen nach einer Veranstaltung trotzdem bei einer anderen Meinung bleiben. Anhand von Kordeln, die die Teilnehmenden wie eine Weltkarte auf den Boden legten, erklärte er das komplexe Weltspiel, das mit wenigen oder sogar ganz vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gespielt werden kann. Hier geht es darum, Menschheitsthemen anhand der Verteilung auf den Kontinenten miteinander in Relation zu setzen, beispielsweise wie viele Menschen auf den einzelnen Kontinenten wohnen, wie der Reichtum auf der Welt verteilt oder wie hoch der CO2-Ausstoß jeweils ist. Damit wird recht schnell die Ungleichverteilung auf der Welt sichtbar. Zum Schluss zeigte er noch einige theaterpädagogische Methoden und wie diese Themen des Globalen Lernens und der Bildung für nachhaltige Entwicklung erfahrbar machen können.
Potenziale für BNE im Spiegel der Großen Transformation
In einer letzten Runde fasste Ilona Böttger nochmal einige der Ergebnisse aus dem Gruppendelphie zusammen, um dann einen Bogen zu den konkreten Potenzialen für die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spiegel der „Großen Transformation“ zu spannen. „Klar, dieser Tag war ein großes Vorhaben“, so Böttger. Alle seien jedoch rege beteiligt gewesen, es habe einen intensiven Austausch ohne Wertung gegeben, so die Moderatorin. Es werde jedoch deutlich, dass die Teilnehmer*innen viele gemeinsame Werte haben und einen gemeinsamen Willen, diese konkret umzusetzen und in die Breite zu tragen. Daher ging es nun auch um die Frage: „Wie verankern wir das ganzheitliche Verständnis von BNE in unseren Einrichtungen, Verbänden, Netzwerken und erzielen damit eine größere Breitenwirkung für nachhaltige Lebensstile?“
Dazu teilten sich die Teilnehmer*innen ein letztes Mal an diesem Tag in Kleingruppen auf, um – wie in einer Werbeagentur – Slogans für die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kontext der Großen Transformation zu entwerfen. Auftrag war, mit einem Plakat zum Nachdenken anzuregen, einen Eyecatcher zu entwerfen, kreative, vielleicht verrückte Ideen zu entwickeln, um Menschen die zentrale Botschaft des Themas nahezubringen. „Alle 11 Minuten verliebt sich jemand in seine Umwelt – BNE bleibt nicht einsam“, „Wir sind der Wandel, von dem wir träumen“, „Gemeinwohl ist das Wohl. Sei Teil der Fairänderung!“ und noch andere Botschaften kreierten die Teilnehmer*innen auf bunten Werbeplakaten.
Die Seminarleiter*innen Steffi Kreuzinger, Marc Haug und Anke Schlehufer zeigten sich am Ende begeistert von den erreichten Ergebnissen des Tages. „Es ist schön zu sehen, dass so viele Leute so kreativ und so gut zusammenarbeiten können“, so Kreuzinger. Dabei sind sie davon überzeugt, dass dieses Grundlagenseminar einen Beitrag zur „Großen Transformation“ geleistet hat.